39 Stunden by Catherine Fox

39 Stunden by Catherine Fox

Autor:Catherine Fox [Fox, Catherine]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2015-01-31T00:00:00+00:00


11.

Unruhige Träume schienen Sina zu quälen. Ihr Körper zuckte, und sie warf den Kopf unruhig hin und her. Ihre Hand hielt Lillys Hand krampfhaft fest.

Mit ihrer freien Hand strich Lilly beruhigend über Sinas Stirn. Schließlich ließ Lilly sie darauf liegen, bis Sina wieder zur Ruhe gekommen war.

Lilly sah auf Sina herab. Der Schlaf verlieh ihr etwas Friedliches. Auch Medusa musste mal schlafen. Innerlich konnte sich Lilly ein Schmunzeln nicht verkneifen über diese Betitelung, die Bianca Sina verpasst hatte. Doch in diesem Moment war Sina für Lilly alles andere als eine Medusa. Sie fühlte sich ihr sehr nah.

Abgesehen davon, dass ihr Körper in ihrem Schoß lag, war es eine innere Verbundenheit, die Lilly für Sina spürte. Es war ein merkwürdiges Gefühl. In ihnen ruhten zwei völlig gegensätzliche Charaktere. Zumal Sina Lilly auch ständig von oben herab behandelt, sie ja zum Teil sogar gedemütigt hatte.

Unter anderen Umständen wäre Sina Lilly nie so nahe gekommen, dessen war sich Lilly sicher. Diese Nähe lag einzig und allein an der gegenwärtigen Situation. Nur deshalb hatte Sina ihre Abneigung gegen Lilly vorerst begraben. Gemeinsam mussten sie ums Überleben kämpfen.

Ums Überleben kämpfen, dachte Lilly, das klingt schlimm!

Sie wusste nicht, wie spät es war. Hier drin verlor man jegliches Zeitgefühl. Sie hatte keine Ahnung, ob es noch Nacht war oder der Morgen bereits graute. Es gab nur dieses Einheitslicht in diesem Fahrstuhl.

Ihre Zunge klebte trocken am Gaumen. Vorsichtig, ohne Sina zu wecken, zog sie sich mit den Füßen die Wasserflasche heran und trank den kleinen verbliebenen Schluck aus. Es war wie ein Tropfen auf dem heißen Stein. Zu wenig, um den Durst zu löschen. Auch ihr Magen krampfte sich mittlerweile vor Hunger zusammen.

Sie mussten durchhalten. Irgendwie. Jemand würde sie finden. Irgendwann. Dann würden sich ihre Wege wieder trennen. Alles würde so weitergehen wie vorher.

Dieser Gedanke löste größeres Unbehagen in Lilly aus als die Vorstellung, noch länger mit Sina eingesperrt zu sein. In ihrem Arm schien sie Lilly so vertraut. Sie hatte das Bedürfnis, Sina für immer festzuhalten.

Sie umfasste Sinas Hand fester und strich ihr mit der anderen Hand liebevoll über den Kopf. Lilly wünschte sich sehnlichst, dass dieser Moment ewig anhalten würde.

Benommen schlug Sina die Augen auf und registrierte das zärtliche Streicheln. Sie sah zu Lilly hinauf, die gedankenverloren vor sich hinstarrte. Sina hielt still, regte sich nicht, sondern genoss die Streicheleinheiten.

Erst Sekunden später bemerkte Lilly, dass Sina sie beobachtete. Erschrocken hielt sie in der Bewegung inne. Sie brachte keinen Ton hervor. Am liebsten wäre sie jetzt vor Scham in den Boden versunken. Lilly spürte, wie ihr eine tiefe Röte ins Gesicht schoss.

»Wie spät ist es eigentlich?«, lenkte Sina mit ihrer Frage geschickt von der intimen Situation ab. Auch sie wusste nicht, wie sie sich verhalten sollte. Lillys Berührungen waren mehr als angenehm. Sie verursachten Sina eine Gänsehaut, und das verunsicherte die sonst so kühle Geschäftsfrau.

»Ich weiß es nicht«, bemerkte Lilly mit einem dicken Kloß im Hals.

Ungelenk stand Sina auf. Ihr Rücken schmerzte von dem harten Boden. Und sie verspürte ein weiteres Bedürfnis . . .

Lilly holte ihr Handy aus dem Rucksack und sah nach der Zeit.



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